Seelsorge in den Altenheimen - wie ging das eigentlich?

Seit Beginn der Coronazeit haben wir im Radio und Fernsehen über die Situation der Menschen in den Altenheimen gehört: Erschreckendes, Verstörendes, das betroffen gemacht hat, aber auch Beispiele von Tatkraft, Mut, Phantasie und Liebe unter Bewohnern, Angehörigen, Pflegekräften und Unterstützern. Wie sah es in den sieben Altenheimen im Bereich unserer Kirchengemeinde aus?


Vieles, was in den Medien berichtet wurde, erlebten die Menschen bei uns genauso: schmerzhafte Trennung, Einsamkeit, Ungewissheit, Kranksein, Sterben, schwierige Abschiede. In Trauergesprächen hörte ich davon aus erster Hand. Glücklicherweise wurde der harte Lockdown vom März letzten Jahres, der Besuche und Gottesdienste untersagte, schrittweise aufgehoben. Freilich, die Leitung der jeweiligen Einrichtung trug die Verantwortung. Und so wurde je nach räumlichen und personellen Gegebenheiten entschieden, was wann jeweils vor Ort möglich war: hausinterne Gottesdienste im Freien, oder im Speisesaal - natürlich mit Abstand und ohne Gesang, oder Andacht in kleinen Gruppen im Wohnbereich. Sterbende zu begleiten, wenn gewünscht, war mir als Seelsorgerin immer möglich. Darüber war und bin ich sehr froh. Mit den Schnelltests wurden nach und nach mehr Besuche möglich, auch durch ehrenamtlich Mitarbeitende, die den einen oder anderen Geburtstagsgruß wieder persönlich vorbeibringen können.


Und wir nutzen Post und Telefon: Als Zeichen der Verbundenheit bekommen die evangelischen Bewohnerinnen und Bewohner seit mehr als einem Jahr regelmäßig einen persönlich adressierten Rundbrief zugesandt. Tröstliche und anregende Gedanken, versehen mit Bildern, Gebet und Liedern. Etwas Heiteres darf auch nicht fehlen. Und meine Telefonnummer steht dabei, die von dem einen und der anderen gerne genutzt wird. Die Mitarbeitenden im Betreuungsdienst der Pflegeheime verteilen die Briefe, lesen sie auch vor und berichten, dass sie viele Freude und Trost bringen.


Ich freue mich, wenn hoffentlich bald wieder, wie "vor Corona", Gottesdienste und Besuche möglich sind. Es gilt dann, zusammen mit den Ehrenamtlichen, die mich unterstützen, wieder ganz neu anzufangen, Beziehungen neu anzuknüpfen. Denn wir haben von vielen vertrauen Menschen Abschied genommen. Neue Menschen sind in die Häuser gezogen. Der Brief wird hier hoffentlich eine Brücke sein.


Die Coronazeit hat viel Leid gebracht. Gerade deshalb ist es wichtig, sich an das Gute zu erinnern: Viele Menschen, auch aus unserer Gemeinde, haben vor den Heimen für die Bewohner musiziert. Angehörige waren treu für die Lieben da. Die Mitarbeitenden in den Häusern setzen sich ganz persönlich und mit viel Engagement ein. Mir ist eines ganz deutlich geworden: Wir kümmern uns gemeinsam. Wir wirken zusammen. Jeder trägt etwas bei. Und wir brauchen einander. Diese Erfahrung, dieses Gefühl, dieses Bewusstsein möchte ich bewahren.


Wenn Sie Interesse haben, mehr zu erfahren oder sich persönlich einbringen wollen, dann sprechen Sie mich gerne an. Es würde mich freuen.
Ute Brodd

 

Hinweis zu den Gottesdiensten
Ab Juni werden in den meisten Altenheimen wieder regelmäßig Gottesdienste stattfinden. Letztlich stehen sie aber immer noch unter dem Vorzeichen: "Wenn es möglich ist...." Daher verzichten wir noch auf eine Veröffentlichung der Termine im Gemeindebrief.

 

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