Gemeindepartnerschaft muss uns überleben

Zum Gemeindefest 2018 in Unkel konnten wir wieder einen Besuch aus unserer Partnergemeinde Langengrassau begrüßen. Das freut uns umso mehr, da diese Partnerschaft schon über 65 Jahre gelebt wird.

 

Was zu Beginn der fünfziger Jahre als Hilfe für die unter Diskriminierung durch den ostdeutschen Staat leidenden christlichen Gemeinden begonnen hatte, ist über die Jahrzehnte hinweg zu einer wahren Partnerschaft geworden. Bis in die achtziger Jahren konnten die Partnergemeinden bei ihrer schwierigen Arbeit nur indirekt unterstützt werden, denn direkte finanzielle Hilfe war offiziell nicht möglich. So wurden bei Besuchen, die ja nur einseitig von West nach Ost möglich waren, u.a. Gesangbücher „geschmuggelt“, deren „Einfuhr“ offiziell verboten war. Vor allem aber bedeutete der Besuch für die Menschen in Ostdeutschland, dass sie spürten, dass sie nicht „abgeschrieben“ waren. Daher entwickelten sich aus diesen Partnerschaftskontakten und –besuchen oft langjährige Freundschaften, die zum Teil noch heute bestehen. 

 

Die Gemeinden und die Menschen leiden aber auch heute noch unter den Folgen der jahrzehntelangen kirchenfeindlichen Politik und der Diskriminierung durch den Staat. Viele, besonders junge Menschen, sind ohne Bezug zum Glauben aufgewachsen, andere haben sich von der Kirche entfernt. Daher brauchen unsere Partnergemeinden trotz der Wende auch heute noch unsere materielle und ideelle Unterstützung. Denn wegen der immer weniger werdenden berufstätigen Gemeindeglieder, die Kirchensteuer zahlen, wird der finanzielle Spielraum immer enger. Allein mit ehrenamtlicher Arbeit, die weit ausgeprägter als in unseren Gemeinden im Westen ist, kann nicht jedes „Loch“ gestopft werden. Auch unserer Gemeinde geht es trotz aller Sparmaßnahmen immer noch vergleichsweise gut, so dass für viele kirchlichen Tätigkeiten, zum Beispiel für die Jugendarbeit, Geld zur Verfügung steht, während Pfarrer Frank Gehrmann aus unserer Partnergemeinde nicht weiß, wo er es hernehmen soll. 

 

Hinzu kommt, dass es in der aus vier Pfarrbezirken bestehenden Gemeinde, die er allein betreut, zwölf denkmalgeschützte Kirchen gibt, denen wegen der jahrzehntelangen Vernachlässigung während der DDR-Zeit immer noch der Verfall droht. Bedeutende Kulturgüter drohen damit verloren zu gehen. Dass dies nicht schon geschehen ist, ist wieder ehrenamtlichem Engagement und der Hartnäckigkeit gegenüber der Bürokratie, und ganz besonders auch Anne Gehrmann, der Ehefrau des Pfarrers, zu verdanken. Einen bescheidenen Beitrag leistet unsere Gemeinde auch durch die Überweisung entsprechend abgekündigter Kollekten.


Es gibt zwar noch einen „harten Kern“ unserer Gemeinde, der den Gedanken der Partnerschaft weiterträgt. Aber wenn es nicht gelingt, junge Gemeindeglieder verstärkt für sie zu begeistern, ist sie tatsächlich vom Aussterben bedroht. Jugend- oder Konfirmandenfreizeiten am Rande des schönen Spreewalds, Fahrten der Chöre wie Posaunenchor, Kantatenchor, Kinderchor, die in den alten Kirchen musizieren, könnten sicher ein erster Schritt sein. Ein Gegenbesuch der Jugendlichen und ihrer Eltern aus Langengrassau in unserem schönen Rheinland stellte die Partnerschaft wieder auf eine breitere Basis.


Jörg Treffert

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